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architekturbüro
Umgestaltung des Kirchenraums, Ref. Kirche Therwil
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Sanierung + Umgestaltung Kirchenraum Ref. Kirche Therwil BL
Volumen Kirchenraum: 800 m3, Bauzeit: März bis August 2016
Detailbeschrieb
Umgestaltung Kirchenraum und raumklimatische Verbesserungen mittels Energie-Sanierung
Die Kirche wurde 1967 als Provisorium erstellt. Damals hatte das vorwiegend katholische Therwil
ca. 3‘500 Einwohner. Mit der gestiegenen Zahl der Therwiler Einwohnerzahl (2014 > 10‘000) stieg
auch die Zahl der reformierten Kirchenmitglieder stark an. Die Ökumene hat sich ebenfalls sehr
gut entwickelt und die Kirche wird multifunktionaler benutzt.
1996 wurde das Dach und die Seitenräume des "Provisoriums" energetisch stark verbessert
und der Eingang zum Hof neu erstellt. 1999 erhielt die Kirche eine neue stattlich grosse Orgel,
während dem die kleine alte Orgel nach Rumänien verschenkt wurde.
Nach einigen Jahren wurden die Klagen der Organisten immer zahlreicher, dass die neue Orgel
unter dem stark schwankenden Raumklima leide. Fortan wurde der ursprüngliche HEUGA-
Naturhaarteppich regelmässig mit der Giesskanne gespritzt. Jahre später wurde zusätzlich ein
Befeuchtungsgerät eingebaut, weil besonders im Winter dramatisch trockene Werte die Orgel
leiden liess.
Im Rahmen der kirchlichen Bauten-Inventarisierung und Zeitpläne zur Sanierung, wurde von der
Kirchenleitung festgelegt, die Mängel der "provisorischen" Therwiler Kirche als Priorität anzugehen.
Unser Büro wurde beauftragt, das Szenario zu erarbeiten, um den Kirchenraum klimatisch
und gestalterisch aufzuwerten, so, dass der Provisoriums-Charakter nach 50 "Betriebs-Jahren"
sanft verändert und aufgefrischt werde.
Es galt vorab, die "Undichtstellen" der 1996-er Sanierung zu beheben und die bestehende
5 cm Styropor-Bodendämmung durch 28 cm dicke ökologische und hochwertige Dämmung
zu ersetzen. Im Zug der Sanierung wurde der Boden, als eine der letzten Arbeiten, in geräuchtem
geölten Eiche-Klötzliparkett ausgeführt.
Die Lehm-Vorsatzschalen an den beiden Giebeln sind Klima- und Akustik beeinflussende Bauteile
und liessen den Provisoriums-Charakter des Kirchenraumes auf einen Schlag verschwinden.
Die je 45 m2 grossen Flächen wurden in Lehmstein-Stapeltechnik aus Dornacher Lehmsteinen
als 14 cm dicke Vorwandschalen erstellt. Die mit Ortslehm-Grundputz verputzten Flächen
erhielten einen 2-schichtigen Lehmdeckputz, der 2. Auftrag wurde nach eigener Rezeptur
in Lehm-Spachteltechnik ausgeführt. Das hervorragende Raumklima konnte nach kurzer Zeit
konstatiert werden.
Der geschichtsträchtige Wandbehang von 1967 wurde von der damals zur Gestaltung
und Realisierung eingeladenen Frau Lotti (Hernandez-) Moor sanft gereinigt und repariert.
Durch die "Einbettung" in die Lehmfläche erstrahlt er besser denn je!
Die Seitenwände in Holztäfer wurden entgegen der ursprünglichen Absicht belassen,
aber vom Maler zusammen mit der ganzen Dachfläche lediglich gewaschen und aufgehellt.
Die Türen und der neue Wandschrank, zusammen mit den Holzzapfen der über 300 Einblas-
löcher der Dachflächen wurden mit einer Tee-Kaffee Beize behandelt und so dem bestehenden
Holz Ton angeglichen. Die Seitenwände, die Haupttüren und die neuen Naturholzflächen
wurden zusätzlich mit Bienenwachs geschützt.
Die Dachfensterbänder erhielten neu IV-Glas 1.0 und wurden abgedichtet, damit der Dämm-
perimeter auch dort verbessert wurde. Die neuen transparenten Polykarbonat-Wellplatten
sind viel lichtdurchlässiger und verschmutzen weniger, als die alten vergilbten und
verschmutzungsanfälligen Polyesterplatten.
Das neue Beleuchtungskonzept war ein eigentlicher Glücksfall. Die 10 neuen LED-Leuchten
wurden in Therwil konzipiert und hergestellt. Deren Erscheinungsbild lehnt sich stark an die
originalen schwarzen Beleuchtungskörper von 1967 an. Nur dass die heutigen Lampen wesentlich
besser den variablen Nutzungen des Kirchenraumes gerecht werden.
Die Raum-Lüftung wurde verbessert, indem endlich Klappen eine Dauerbelüftung verhindern.
Die Einblasstutzen wurden neu gegen den Kanal hin abgedichtet, so dass die Luft auch im Kanal
bleibt.
Die Beheizung des Kirchenraumes wurde gesamterneuert, weil zuvor die Heizkörper-Zuleitungen
gänzlich unisoliert im kalten Luftraum unter dem Kirchenboden hingen. Neu wurden alle Verteil-
Leitungen in die Boden-Dämmebene gelegt.
Die Elektrische Installation von 1967 verlief ähnlich abenteuerlich unter dem Kirchenboden
wie die Heizverteilung. Sie wurde komplett neu erstellt.
Die Fluchttüre Parkplatzseite wurde aufgehoben. Als neuer Fluchtweg wurde die Türe
zum Kindergarten umgebaut.
Die Übergabe der sanierten Kirche an die Kirchgemeinde fand anlässlich der feierlichen
Einweihung am 11. September 2016 statt. Die zuvor für Chöre und Konzerte völlig ungenügende
Raum-Akustik erhält nach der Sanierung ausschliessliches Lob. Allen voran von der Organistin,
welche dies mit komplexen Klangläufen und langanhaltendem Schlussakkord immer wieder unter
Beweis stellt. Ihr Mann als Chorleiter doppelt mit gleichem Lob nach.
Unser Fazit: eine komplizierte Bauaufgabe erreichte das erhoffte, in diesem Ausmass aber
unerwartete, hervorragende Ergebnis innerhalb der budgetierten Kosten von CHF 350'000.
Die Kirche darf stolz sein auf ihre sanierte schöne Kirche.
Wir danken der Kirchenleitung, der Baukommission und der ganzen Kirchgemeinde
Oberwil-Therwil-Ettingen für das grosse Vertrauen und das Ziehen am gleichen Strick.
Pläne
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